MHA in Afrika, Ausgabe 2022

Ende Juli 2022 machte sich eine fünfköpfige Gruppe aus der Schweiz (wiederum mit einer 1-Mann-Delegation des Musikvereins Harmonie Altstetten) auf den Weg nach Afrika. Die Reise führte nach Sambia, Simbabwe und Malawi, um vom Verein SwiZimAid unterstützte Projekte zu besuchen, das für 2023 geplante grosse Musiklager vorzubereiten, mit einheimischen Brassbands Musik zu machen und natürlich auch Land und Leute zu erleben.

Hilfe aus der Schweiz für das südliche Afrika
Dani, ein Musikant und Dirigent aus der Schweiz, hat in seiner Kindheit und Jugend einige Jahre in Sambia und Simbabwe gelebt. Als sich 2007/08 die Lebenssituation in Simbabwe rapid verschlechterte, hat er ein Hilfsprojekt gestartet, dass dringend benötigte Güter (Kleider, Schuhe, aber auch medizinische Materialen) in der Schweiz sammelte und nach Simbabwe sandte. Bald entstanden unter dem Namen SwiZimAid (Switzerland-Zimbabwe-Aid) neben der Nothilfe auch längerfristig angelegte Projekte wie neue Brunnen und ein Schwerpunkt Musik, bei dem Brass-Instrumente in der Schweiz gesammelt, von Profis revidiert und nach Afrika geschickt werden. Ausserdem wurden mehrere grosse Musiklager mit Teilnehmer:innen aus verschiedenen Ländern aus dem südlichen Afrika organisiert. Im Jahr 2018 schliesslich wurde das bisher lose organisierte Hilfsprojekt in den Verein SwiZimAid überführt, der inzwischen auch steuerbefreit ist.
www.swizimaid.ch

Aus Spenden wird konkrete Hilfe vor Ort
Das Heilsarmee-Spital Chikankata in Sambia, am Ende einer 30km langen Holperpiste im Busch gelegen, wird schon lange von SwiZimAid unterstützt. Erfreulicherweise konnten wir dort die neue, von SwiZimAid finanzierte Trinkwasserversorgung im Spital in Betrieb erleben. Der dritte Bohrversuch ist endlich auf sauberes Grundwasser gestossen. So steht jetzt im Spital Trinkwasser zur Verfügung, das nicht mehr abgekocht werden muss.

Der Mothers Shelter in Chikankata (eine sichere Unterkunft innerhalb des Spitalgeländes für werdende Mütter und Mütter von kleinen Patient:innen) ist weitgehend fertig und wurde in den letzten zwei Jahren notfallmässig als Corona-Klinik genutzt. Momentan wird er gerade seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt.

In Bulawayo (Simbabwe) konnten wir sehen, wie der vor Jahren im Heilsarmee-Korps Pumula in Gedenken an einen viel zu früh verstorbenen Musikanten aus der Schweiz errichtete Brunnen neu mit Solarpumpe und Tank ausgerüstet wird. Dies ermöglicht nicht nur die Anlage eines Gemüsegartens, sondern auch, den Menschen in der Umgebung Trinkwasser abzugeben. Die Menschenschlange beim einzigen anderen Brunnen in der Nähe hat uns gezeigt, wie nötig das ist. Es ist erstaunlich, wie mit einem recht geringen Aufwand von ca. CHF 6500 das Leben eines ganzen Quartier entscheidend verbessert werden kann.

Ebenfalls in Bulawayo konnten wir das Nook-Projekt der «Schwester-Organisation» SwiZimTrust besuchen. Trotz Feiertag waren zahlreiche Teilnehmer:innen anwesend, die uns ihre Lernprojekte (vom Kuchenbacken bis zum Elektro-Go-Cart) vorstellten. Ziel ist es, dass die Teilnehmer:innen ihre Interessen und Begabungen entdecken und im besten Fall eine Laufbahn oder einen Lebensunterhalt daraus entwickeln können. Die Unterstützung von jungen Frauen mit Hygiene-Artikeln und von minderjährigen Müttern mit einem «Startpaket» und Kinderkleidern sind Ausdruck einer wachsenden Bedeutung des Nook für die ganze Gegend.

In Blantyre in Malawi besuchten wir ein Projekt mit einer Schweinezucht. Die jungen Schweine werden an die Pflegeeltern von Waisen und vulnerablen Kinder abgegeben, damit diese ebenfalls Schweine züchten und dann verkaufen können, um so Kleidung, Schulgeld und ähnliches zu finanzieren. Wir konnten uns davon überzeugen, dass der neue, aus SwiZimAid-Spenden finanzierte Stall praktisch fertiggestellt ist.

Vorbereitungen für das Musiklager
Mit den Verantwortlichen vor Ort in Sambia und Simbabwe führten wir konstruktive Vorbereitungsgespräche für das regionale Musiklager 2023. Ein spontaner Besuch in der Howard High School in Simbabwe hat uns überzeugt, dass dies der richtige Durchführungsort für das Lager ist.
Nicht so gut lief es in Malawi. Trotz vorheriger Abmachung kam kein Kontakt zu den Verantwortlichen zustande und auch die Verteilung der Instrumente lief nicht ganz nach Wunsch.

Musikalische Impressionen
Trotz Schwierigkeiten mit dem Zoll haben es die vorausgeschickten 25 Brass-Instrumente nach Sambia geschafft. Die Freude über die Instrumente aus der Schweiz war riesig. Auch in Dzivaresekwa in Simbabwe wurden die vier Instrumente, die wir im Reisegepäck mitgebracht hatten, freudig entgegengenommen.

Die neuen Instrumente wurden in Matero auch gleich in einer Musikstunde ausprobiert mit Stücken, die Daniel und Gerold aus der Schweiz mitgebracht hatten. Ähnliche Musikstunden fanden auch in Chikankata und Chawama in Sambia sowie Dzivaresekwa und Bulawayo in Simbabwe statt.

Parallel zu den Musikstunden hat Monika zahlreiche Instrumente repariert und gleichzeitig Einheimische mit den Grundlagen des Instrumentenunterhalts vertraut gemacht.

In Harare durften wir eine Massed Band aus Zimbabwe Territorial Band, Territorial Youth Band und Territorial Ladies Band dirigieren. Aus früheren Jahren wusste ich, dass auch in Afrika gerne improvisiert wird: jemand spielt eine Melodie, die anderen stimmen als Begleitung ein. Das erinnert doch sehr an das «Stegreiflen» in meiner Jugend im Appenzellerland . Ich dachte mir deshalb, dass es reizvoll sein könnte, ein Appenzeller-Stück mit nach Afrika zu bringen: «Bi üs dehäm» von Hans Kast, ein Zäuerli und Wälzerli. Die Appenzeller Melodie, gespielt von einer Brassband in Zimbabwe: eine sehr reizvolle Kombination, die auch den Musikant:innen sehr gefallen hat.

In Malawi lief ja nicht alles nach Plan. Aber ein Mail an die Adresse der Brassband in Blantyre reichte, dass sich der Bassist Grey spontan als Fahrer meldete, ein Auto organisierte und uns vier Tage begleitete. Ausserdem schaffte er es auch gleich noch, seine Mitmusikantinnen und Musikanten für den nächsten Nachmittag zu einer Probe aufzubieten. Diese Musikstunde im Freien, die bis nach dem Eindunkeln dauerte, war ein ganz besonderes, fast romantisches Erlebnis und für mich einer der Höhepunkte der Reise.

Wertvolle Kontakte und bleibende Eindrücke
Wir konnten viele neue Eindrücke gewinnen (besonders Willi, der Afrika-Neuling in unserer Gruppe), alte Freundschaften auffrischen, neue Bekanntschaften machen und die Menschen und die afrikanische Natur erleben. Der Überlebenswille und Optimismus trotz widriger Umstände, die Gastfreundschaft und ganz allgemein die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen sind jedes Mal wieder beeindruckend.

Gerold Ritter